Brief einer verzweifelten Frau

Du nimmst mir meine Würde.
Wir sind Frauen, wir beide. Wie kannst du mich so behandeln. Mich in den Dreck werfen und auch noch mit deinen spitzen Schuhen nachtreten. Wie kannst du mir mein bisschen Würde nehmen, dass ich mir mühsam erschaffen habe. Wie kannst du so verletzend sein und dabei aussehen wie eine Königin. So schön – so kühl – so klar.

Du nimmst mir meinen Mann.
Der für mich mein einziger Halt ist. Der mich gerettet hat aus meinem Elternhaus. Der mich zu Beginn unserer Beziehung für meinen Freiheitsdrang bewundert hat. Er ist meine wahnsinnige Liebe, weil er etwas trägt, das größer ist als er. Er trägt mein Leben, meinen Sinn, meine Daseinsberechtigung. Das er mich geheiratet hat ist mein größter Erfolg. Das er mich verlässt und verstößt, meine größte Verzweiflung.

Du nimmst mir meine Kinder.
Das ist der größte Schmerz. Es zerreißt mich. Zu wissen, dass meine Kleine bei dir schneller wieder gesund werden kann. Das du zuhause bist und ich arbeiten muss. Das ich nicht gut genug für sie sorgen kann. Das lässt du mich spüren – bei jedem Kontakt. Das meine Älteste am liebsten zum Vater will und damit für dich eine Belastung ist. Auch das reibst du mir ständig unter die Nase. Das ich nicht in der Lage bin, mich gut um meine Kinder zu kümmern.  

Du willst mich nicht hören.

Liebes Leben, wie soll ich damit umgehen und es nicht auf meine Kinder übertragen? Wie soll ich das halten und gleichzeitig eine gute Mutter für meine beiden verbliebenen Töchter sein?

Mögen meine Töchter lernen. damit umzugehen und stark und unabhängig sein. Ich kann es nicht.  

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